July 4: der zweite Versuch

„Ich kann nicht glauben, dass es 20 Jahre her ist“, bemerkt Kampfpilot Jake Morrison, der vor 20 Jahren entweder noch gar nicht geboren war oder noch Windeln vollkackte. Vor 20 Jahren, zum Independence Day 1996, kamen die Aliens irgendwo aus den Weiten des Alls, und ihr einziges Ziel war es, die Menschheit auszurotten, denn interessiert waren sie nur am Planeten Erde; die Biosphäre, einschließlich des Menschen, stellte für sie schon damals nur einen lästigen Störfaktor dar.

Was wurde über diesen Film nicht alles gelästert! Es wurden wahre Jauche-Kübel über ihn gekippt. Und jeden einzelnen davon hatte er sich auch redlich verdient. Er ließ wirklich kein Klischee (Personen wie Plot betreffend) aus: Der Kampfpilot mit unerfüllten astronautischen Ambitionen, der Nerd, der über sich hinauswächst, der Vietnam-Veteran, der sich dem Suff ergeben hat, sich am Ende aber für die Menschheit opfert, der Politiker (US-Präsident) mit Idealen, die karrieristische Nerd-Ex, der verrückte Wissenschaftler, der weibische Schwule, der besorgte Nerd-Vater und so weiter und so fort.

Nachdem der Alienator sich Independence Day: Wiederkehr (USA 2016) angesehen hat, sieht er sich, notgedrungen und keineswegs glücklich darüber, in der misslichen Lage, die 1996er-Version einer Alien-Invasion gleichsam neu zu bewerten. Und das Ergebnis tut weh. Nie – niemals im Leben – hätte sich der Alienator träumen lassen, dass er die folgenden Sätze tatsächlich einmal aussprechen würde, nicht einmal, dass er sie je aussprechen könnte … Aber, nun ja, da muss man durch …

Jedes noch so abgegriffene, ausgelutschte, zu Tode gefilmte und von Emmerich erneut aufgenommene und ausgewürgte Klischee, das Independence Day (1996) dem Zuschauer zum Fraß vorwarf, diente einem einzigen Zweck: zu verdeutlichen, dass es um alles geht – um die Ausrottung der gesamten Menschheit. „Wir werden“, wie Whitmore, der US-Präsident, einmal bemerkt, „einfach vernichtet.“ Und das sieht, hört und fühlt man auch. Milliarden Menschen – nicht Tausende, nicht Millionen, Milliarden Menschen sterben bei den verheerenden Angriffen der Aliens. Ist ein Mainstream-Film je so weit gegangen? Noch am 3. Juli sieht es so aus, als könnte es das für die Menschheit tatsächlich gewesen sein. Jedes Klischee, das Emmerich auffährt, sorgt dafür, dass die ungeheuren Verluste der Menschheit, diesseits der gezeigten CGI-Zerstörungssequenzen keine bloße Abstraktion bleiben.

Und 20 Jahre später?

Die 165 Millionen Dollar, die Independence Day: Wiederkehr gekostet hat, sieht und hört man – ganz zweifellos. Aber man spürt, man fühlt sie nicht. Es ist, als sähe man von weit draußen zu, wie eine Welt, die zufällig Erde heißt, zerstört wird. Es berührt einen nichts und niemand. Weder einer der zahlreichen Personen, die im Film auftauchen (und wieder verschwinden), noch die Menschheit als Ganzes. Die Figuren, die nach 20 Jahren wieder dabei sind (etwa Whitmore oder Okun, der verrückte Wissenschaftler), sind müde Abziehbilder ihres einstigen Charakters oder – noch schlimmer – zu albernen Knallchargen entstellt.

Dem Film fällt nicht nur nicht viel Neues ein (was verzeihlich wäre), nein, er bringt es sogar fertig, altbekannte und in Invasionsfilmen unvermeidliche Plot-Turns zu entkernen, lieblos, hektisch, ohne jeden dramatischen Sinn und Verstand aneinander zu reihen. Schmerzhaft deutlich macht das die Filmmusik: Sie plätschert dahin wie Kaufhausberieselungsmusik, musikalischer Brei, der zäh und klebrig Personen, Plot und Dialoge überzieht und sie dabei endgültig erstickt.

Fazit 1: Wer den Film genießen möchte, beschränke sich auf einen Trailer, zum Beispiel auf den Official Trailer #2. Er erzählt eine kleine, in sich (fast) abgeschlossene Geschichte (die nur dem Hauptthema des Films, der Invasion, folgt). Die Dramaturgie ist stimmig und wird von der Musik auch unterstützt.

Fazit 2: Es könnte gut sein, dass mit diesem Film das Genre des Alieninvasionsfilms zu Grabe getragen wurde. Und das wäre das einzig Positive, das man zu Independence Day: Wiederkehr sagen kann.

Infini

Eine isolierte Station, ein paar schwer bewaffnete Leute mit einer Mission sowie ein Alien-Organismus, der ihnen das Leben schwer macht: Das ist das klassische Set für einen Alien-Horror-Streifen – schon vor Ridley Scotts Alien, aber mit diesem Film wurde es quasi zum Standard. Auch Infini (AUS 2015), Drehbuch und Regie: Shane Abbess, wählt diese Konstellation als Ausgangspunkt, geht im Verlauf der Handlung dann aber eigene Wege und liefert einen Schluss, der sich vom üblichen Horror/Alien-Szenario (wohltuend) weit entfernt.

infini2

Das Leben auf der Erde im 23. Jahrhundert ist zum bloßen Überleben geworden. Ressourcen liefern nur noch Minen-Stationen auf entlegenen Planeten. Jobs sind entsprechend knapp, und man muss nehmen, was kommt. Whit Carmichael will sich und seiner Freundin ein besseres Leben ermöglichen und heuert bei der West Coast SAR (Search and Rescue) an, wo er bereits an seinem ersten Tag Zeuge eines fatalen Zwischenfalls wird: Ein Team, Einheit 28, kehrt von Infini per Slipstream zurück – tot, um sich schießend oder dem Wahnsinn verfallen. Die Rückkehr löst eine automatische Abriegelung aus, wodurch Carmichaels Team isoliert wird; Giftgas strömt in den Raum. Um sich zu retten, leiten sie hektisch einen Sprung ein, der sie – da eine Änderung der Koordination nicht möglich ist – zu Infini führt. Danach hört man nichts mehr von ihnen.

Der Film wirft den Zuschauer mitten hinein in die Handlung. Die ersten zehn Minuten, bis zum Verschwinden Carmichaels, bestehen nur aus Action: Was die Akteure da eigentlich treiben, wird weder ersichtlich noch lässt es sich zusammenreimen. Erst als ein Rettungsteam zusammengestellt wird, nach 12 Minuten Filmzeit, ergeben sich (durch die geschilderte Einsatzbesprechung) einige Zusammenhänge: Infini ist der am weitesten von Erde entfernte Außenposten. Es wird dort eine Substanz abgebaut, die ursprünglich als Energiequelle dienen sollte, sich aber als hochexplosiv herausstellte, wenn sie mit der irdischen Atmosphäre in Kontakt gerät. Der letzte Überlebende des letzten regulären Teams auf Infini hat in geistiger Umnachtung eine Ladung dieser Substanz per Slipstream Richtung Erde losgeschickt. Ankunftszeit: in 6 Minuten (Erdzeit). Zweck der Rettungsmission ist es, die Ankunft der Ladung zu verhindern. Während des Meetings erfährt der Einsatzleiter, dass Carmichael tatsächlich auf Infini angekommen und dort der einzige Überlebende seines Teams ist. Darüber hinaus wird noch erklärt, dass mit dem Slipstream in Nullzeit teleportiert wird (Trekkies nennen das Beamen), dass die Zeit (im Unterschied zum Beamen) aber nicht synchron läuft: Man kann am Ziel Stunden, Tage, Wochen verbringen, nach dem Zurückteleportieren sind auf der Erde aber nur Sekunden oder Minuten verstrichen.

So mit den nötigen Basics ausgestattet, kann es, in der 18. Filmminute, endlich losgehen: Das Rettungsteam wird auf Infini teleportiert. Bei der Ersterkundung der Station stoßen sie auf Dutzende von Leichen und werden über das altmodische Computersystem der Station außerdem von einem fremden Wesen kontaktiert. Auf einem grün flimmernden Monitor fragt es, wer sie seien und was sie wollten. Der Kontakt wird abrupt abgebrochen, als sie den unversehrten Whit Carmichael auffinden.

Kurz schildert er, wie sich die gesamte Mannschaft der Station samt aller eingetroffenen Rettungsteams gegenseitig umbrachten – nur er überstand das Massaker -, danach gehen sie unter seiner Leitung das primäre Missionsziel an: den Slipstream der Ladung Richtung Erde vorzeitig abzubrechen. Was auch gelingt. Die Mission (genau wie der Film) könnte hier zu Ende gehen, doch plötzlich werden sie von einem weiteren Überlebenden mit einer Axt angegriffen. Bevor sie ihn erschießen können, spritzt eine Menge (infektiöses) Blut herum. Alle Crewmitglieder entwickeln daraufhin paranoide Wahnvorstellungen, Halluzination, und vor allem ein unglaubliches Gewaltpotenzial, das nur noch ein Ziel kennt: sich abzuschotten und aus dem Hinterhalt die jeweils anderen auszuschalten.

Bevor das große Morden beginnt, findet Carmichael, den es in das Forschungslabor der Station verschlagen hat, heraus, dass die Station nie zur Gewinnung der Substanz diente, um diese der Menschheit als Energiequelle zur Verfügung zu stellen. Stattdessen war Infini von Anfang an der Erforschung der Substanz gewidmet, die einen quasi intelligenten Alien-Organismus darstellt, dessen alleiniges Ziel das eigene Überleben ist. In den wissenschaftlichen Aufzeichnungen, die Carmichael auffindet, wird vom „perfekten Organismus“ gesprochen. Ein Mythos, den die Alien-Filme ja immer wieder beschwören, wobei perfekt immer heißt: ganz auf Reproduktion ausgerichtet, ohne so störende Kleinigkeiten wie Moral oder Gemeinschaftsgefühl.

Die Substanz kann jeden anderen biologischen Organismus nachbilden – also auch Menschen. Und das tut sie. Sie hetzt die Menschen der Station aufeinander, damit am Ende des Auslese-Prozesses der eine, der Alpha-Organismus übrig bleibt, den sie dann ganz und gar für ihren Zweck, der das Überleben ist, einspannen kann. Und am Ende bleibt wieder einmal Whit Carmichael übrig. Der aber hat die Zusammenhänge längst durchschaut und stellt sich ultimativ gegen die Substanz, indem er sich selbst tötet. Würde er nämlich als der auserlesene Alpha-Organismus zur Erde zurückkehren, wäre es um die Menschen geschehen. Er opfert sich also, um das Schlimmste zu verhindern. Das aber – nämlich Selbstlosigkeit, man könnte es auch Liebe nennen – war bis dahin für die Substanz ein unbekanntes Konzept.

Und an dieser Stelle verlässt der Film Infini, der bis dahin wie ein klassischer Zehn-kleine-Negerlein-Horrorfilm funktionierte (und das auch ganz hart durchzog), auf relativ radikale Weise das Alien-Universum. Kurz bevor Whit Carmichael das letzte Mitglied des Rettungsteams tötet (beziehungsweise töten muss, weil es ihn, von der Substanz gesteuert, angreift), wechselt Infini mit einem Filmzitat seine bisherige Verortung im Alien/Horror-Genre.

Denn Infini bezieht sich – nach über 80 Filmminuten – nicht mehr auf Alien und andere einschlägige Filme, sondern covert in fast poetischer Weise eine Szene aus The Abyss, dem zweiten Alien-Film von James Cameron, der durch dessen nachfolgendem Werk (Terminator – The Judgement Day) ein bisschen untergegangen ist.

The-Abyss-Water-Face bearbeitet

Infini Szene bearbeitet

In beiden Fällen nehmen die Aliens direkten Kontakt mit den Menschen auf. Während in The Abyss da kaum noch Zweifel darüber bestehen, dass die Aliens den Menschen gut gesonnen sind, startet in Infini die Substanz damit den letzten Zweikampf, der zum Überleben des Alpha-Organismus führen soll. Nachdem Carmichael diesen Kampf für sich entschieden hat, wendet er sich direkt an die Substanz – „Ich weiß, du kannst mich hören.“ – und erläutert ihr, warum ihm kein anderer Ausweg mehr bleibt, als sich zu töten.

Man sieht, wie Carmichael stirbt. Schwarzblende. Dann: Carmichael kommt zurück. Und nach und nach alle anderen Mitglieder des Rettungsteams. Sie bereiten, als wäre nichts geschehen, den Slipstream zurück zur Erde vor. Carmichael (und der Zuschauer) erkennt, dass die Substanz dazu gelernt hat: Es gibt mehr und womöglich Zielführenderes als seine Existenz auf bloße Reproduktion um jeden Preis zu gründen. Eine Einsicht, die im Alien-Universum völlig undenkbar wäre, was auch für Aliens gilt, dem zweiten Film der Alien-Reihe, der der erste Alien-Film von James Cameron war …

Als die Crew auf der Erde ankommt, wo nur wenige Minuten vergangen sind, schließt sich auch der Kreis zum chaotischen Anfang des Films. Die Rückkehr von Einheit 28 löste die Abriegelung aus, weil die Mitglieder des Teams von der Substanz verseucht waren. Die Automatik ging auf Nummer sicher, nahm sogar den Tod von Carmichaels Crew in Kauf, denn wäre auch nur einer von der 28 nach draußen gelangt, hätte es das Ende der Menschheit, wie wir sie kennen, bedeutet. Jetzt ist es Carmichael und „seine“ Crew, die einem harten Scan unterworfen wird. 53 Sekunden lang herrschen Zweifel darüber, ob man sie wirklich auf die Menschen der Erde loslassen kann, ob sie sauber oder verseucht sind. Der Film wiederholt die komplette Scan-Sequenz des Anfangs (mit der man da noch überhaupt nichts anfangen konnte), bevor sie dann endlich erfolgt: die Freigabe.

Fazit: Alien-Horror von der ganz anderen Art – dessen Wucht sich allerdings erst beim zweiten Sehen richtig offenbart.

Ex Machina

In Form eines Kammerspiels – drei Personen in einem von der Außenwelt isolierten Haus – kommt der Film Ex Machina (GB 2015) auf die Wurzeln der Robot-Frage zurück: Was macht den Menschen aus? Worin unterscheidet er sich von einer intelligenten Maschine? Gibt es ihn überhaupt: den Unterschied zwischen KI und Mensch? Alex Garland, Schriftsteller (The Beach) und Drehbuchautor (28 Days Later), betritt mit seiner ersten Regiearbeit also philosophisches Minenfeld, auf dem außerdem bereits zahlreiche Auseinandersetzungen literarischer und filmischer Art stattgefunden haben.
Anders als die meisten seiner Vorgänger, die zwar Zweifel säen, sich am Ende aber meist auf die Seite des Menschlichen schlagen (am auffallendsten bei Terminator, der Killer-Maschine, die sich für die Menschheit opfert), wird bei Garland schon sehr früh deutlich, dass seine Sympathien der anderen Seite gelten. Und das bringt der Film dann auch konsequent zu Ende.

Caleb, Programmierer bei Bluebook, der weltgrößten Suchmaschine, wird von Nathan, seinem exzentrischen Chef und Multimilliardär, auf das erwähnte Anwesen eingeladen, wo er mit Ava, der Maschine in Menschengestalt, konfrontiert wird. Es geht um einen erweiterten Turing-Test: Caleb soll herausfinden, ob Ava wirkliche Gefühle empfindet oder ob sie diese nur simuliert. Die erste Hälfte des Films widmet sich in zahlreichen Dialogen zwischen Ava und Caleb, Sessions genannt, allein dieser Frage – wobei man hier durchaus ein paar Längen unterstellen könnte. Doch kommt es, wie es kommen soll: Caleb und Ava entwickeln Gefühle füreinander. Als Ava erfährt, dass Nathan beabsichtigt, sie durch ein besseres Modell zu ersetzen, beschließt sie zu fliehen. Caleb erlärt sich bereit, ihr dabei zu helfen.

Doch Caleb ist sich seiner Gefühle keineswegs sicher. Um sich angesichts seiner Zuneigung zu einer Maschine seiner Menschlichkeit zu vergewissern, schlitzt er sich vor dem Spiegel mit einem Messer den Unterarm auf, bis Blut fließt. Hier zitiert der Film am augenfälligsten, denn mit einer analogen Szene beweist der Terminator, dass er kein Mensch, sondern eine Maschine ist.

Doch kurz bevor es zur Flucht kommt, versetzt Nathan Caleb noch einen Tiefschlag: Er eröffnet ihm, dass er die Flucht Avas eingeplant habe. Um nach draußen zu gelangen, „musste sie alles anwenden: Selbstwahrnehmung und Fantasie, Manipulation, Sexualität, Empathie – und das hat sie getan“. Neben dem Zweifel an sich selbst kommt bei Caleb nun auch der Zweifel an Ava hoch: Hat sie die Gefühle für ihn doch nur simuliert, um ans Ziel zu kommen?

Während der Flucht, die die letzten 20 Minuten des Films einnimmt, stellt Ava mehrmals unter Beweis, dass ihre Gefühle für Caleb keineswegs simuliert waren oder sind. Aber Caleb ist unfähig, das zu erkennen, geschweige denn zu akzeptieren. Er bleibt Gefangener seiner menschlichen (und männlichen) Psyche. Und so tritt am Ende als Einzige Ava, die Maschine, den Weg hinaus in die Freiheit an. Caleb bleibt zurück auch als physisch Gefangener in Nathans Anwesen. (Nathan selbst kommt durch die Hand Avas ums Leben.)

Fazit: Es ist der Mensch, der den Turing-Test nicht besteht.

Project M

Project MDie Ressourcen der Erde gehen in der nahen Zukunft, in der der Film Project M (französischer Originaltitel: Projet-M, CDN 2014) spielt, zur Neige, vor allem das Wasser wird knapp. Quebec, heute noch eine Provinz Kanadas, ist ein selbstständiger Staat, reich geworden durch den Export von Trinkwasser, doch diese Wasserreservoirs sind (natürlich) nicht unendlich. „Um die Zukunft zu sichern“, sagt Lea Leclerc, Präsidentin Quebecs, „müssen wir uns dem Weltraum zuwenden.“ Speziell (und wieder einmal) dem Jupitermond Europa. Eine unbemannte Sonde namens Oasis wühlt sich dort durch den Eispanzer des Mondes und übermittelt Daten von dem riesigen Wasserreservoir, das sich darunter befindet. Um dieses Wasser nutzbar zu machen, braucht es eine bemannte Expedition nach Europa. Zur Vorbereitung auf eine solche wird Project M gestartet: Eine Raumstation im Orbit um die Erde, auf der eine Gruppe von Astronauten 1000 Tage lang lebt und arbeitet – 1000 Tage ist die Zeitspanne, die eine Europa-Mission dauern würde (M ist das römische Zahlzeichen für 1000).

Der Film eröffnet mit einer kritischen Situation auf der Station – sie droht mit einem Stück Weltraummüll zu kollidieren -, die von der Crew jedoch mit einem Ausweichmanöver bravourös gemeistert wird. In den folgenden knapp 7 Minuten werden dann in Form einer TV-Reportage die Ausgangslage, die Station sowie die Astronauten vorgestellt. Leider fällt danach der Drive, den der Film bis dahin aufgebaut und gehalten hat, in den Keller und es wird zäh: Man quält sich durch müde Dialoge, belanglose Szenen, und die Rückblenden aus der Vergangenheit der Astronauten machen alles nur noch schlimmer. Ein bisschen Leben kommt in den Film erst wieder nach 20 Minuten, als die Crew – bei Tag 900 der Mission – über ihre Kommunikationskanäle einen nuklearen Schlagabtausch der irdischen Mächte beobachtet. Ob es auf der Erde Überlebende gibt, hoffen sie, wissen es aber nicht. Auf jeden Fall sind sie von jetzt an auf sich allein gestellt.

Danach fällt der Film wieder in Schlafmodus, diesmal für mehr als eine halbe Stunde. Die Konflikte, die ausbrechen, bewegen sich in den üblichen Klischees und werden zudem seltsam distanziert inszeniert. Auch der obligatorische Todesfall – eine Astronautin begeht Selbstmord – berührt nicht wirklich. Die Rückblenden häufen sich, aber der Dramaturgie tut das noch immer nicht gut.

Erst in der letzten halben Stunde findet der Film wieder zu sich. Ein russischer Kosmonaut, einziger Überlebender einer Sojus-Havarie, wird gerettet und an Bord genommen. Von ihm erfahren sie, dass Oasis keineswegs nur Daten über die Wasservorkommen auf Europa übermittelt hat – das war, so der Kosmonaut, nur die „offizielle Story“ -, sondern für die Menschheit etwas wesentlich Essenzielleres: nämlich Bilder eines „unbekannten Objektes“, bei dem es sich nur um ein „außerirdisches Raumschiff“ handeln kann. Die Crew – und der Film – wird daraufhin, für seine Verhältnisse, fast hektisch: Es gilt, die Überlebenden der Erde, man ist überzeugt, dass es solche geben muss, darüber zu informieren, denn dieses Wissen würde alles ändern: „Es würde nicht mehr um Hautfarbe gehen oder Religion, sondern nur darum, ob man Mensch ist oder nicht.“

Fazit: Gute (wenn auch konventionelle) Idee, der in der Ausführung aber der dramaturgische Schliff fehlt.

Alien Quickies II

Harbinger Down
Rund 30 Minuten lässt sich der Film Harbinger Down (USA 2015) Zeit, die Charaktere einzuführen, die Story zu skizzieren, den Ort des Geschehens – einen Krabben-Kutter – zu schildern. Optisch ist das nichts Spektakuläres, sondern ruhig, gelassen, einfach, aber klar erzählt, und lässt einem die Hoffnung, die restlichen 50 Minuten, die der Film noch dauern wird, nicht mit einschlägiger Alien-Horror-Splatter-Schleim-und-Blut=Action zugemüllt zu werden. Diese Hoffnung stirbt sozusagen schlagartig in der 37. Minute, als das erste Besatzungsmitglied von dem unbekannten (Alien-)Organismus, dharbinger down posteren man zu Forschungszwecken geborgen hat, übernommen und in einer hektischen Splatter-POV-Sequenz zum Platzen gebracht wird. Diese Szene wirkt optisch nicht ganz überzeugend – aber das ist auch die entsprechende Sequenz in Alien (1979), ewiges Vorbild für Derartiges, nur bedingt. Schon 5 Minuten später folgt die nächste Splatter-Sequenz. Und mehr hat der Film letztlich nicht zu bieten: Splatter, unterbrochen von mehr oder weniger überzeugenden Dialogen oder Action-Sequenzen, die nur immer zum nächsten Horror-Effekt überleiten. Auch die Story, für die sich eh niemand so richtig interessiert (einschließlich Alec Gillis, Drehbuchautor und Regisseur), dient einzig diesem Zweck.
Fazit: Es gibt, wie in Alien, nur eine Überlebende – aber das reißt den Alienator am Ende auch nicht aus dem Sitz …

Die fünfte Welle
Bei Alieninvasionsundoderübernahmefilmen auf Originalität zu hoffen, bedeutet in der Regel, enttäuscht zu werden. Aber der Film Die fünfte Welle (The 5th Wave, USA 2015) hat Momente, die die Hoffnung zumindest nie ganz sterben lassen. Es gibt aber auch immer wieder Momente, wo der Film in Teenie- und Aliens-Klischees watet, dass in einem der Ärger hochsteigt und man sich fragt, ob man sich das Ganze bis zum Ende antun sollte. Das Ende des Films selbst hebt sich dann wieder wohltuend vom Genreüblichen ab, denn es zeigt keine siegreiche Menschheit, sondern nur eine, die sich noch nicht aufgegeben hat: „Es ist unsere Hoffnung, die uns zu Menschen macht“, lautet der letzte Satz des Films. Diese Schlusssequenz ist durchaus beeindruckend, auch wenn sie ein bisschen zu sehr auf eine Fortsetzung ausgelegt sein mag, denn die Romanvorlage des Films, geschrieben von Rick Yancey, ist eine Trilogie. (Die der Alienator gerade liest; in einem späteren Post gibt’s dann Näheres dazu.)5th wave poster dtFazit: Durchwachsen, aber nicht hoffnungslos! Ein Film mit großen Momenten (auch großartigen Bildern), der dann aber auch üble Stereotypen (und nicht ganz so überzeugende Bilder) liefert, die er dann nur mit Mühe wieder hinter sich lassen kann. — Hier noch eine Rezension, die die Stärken und Schwächen des Films sehr schön aufzeigt.

 

Zwei Alien-Quickies

Extant (TV-Serie, 1. Staffel)
extant serie posterEs geht um eine Mutter, Molly Woods, die mit einem Alien-Embryo schwanger geht (ohne zu wissen, wie sie schwanger wurde), und um einen Vater, ihrem Mann John Woods, der ein Androiden-Kind großzieht, um die Fähigkeit seiner lernfähigen Hirn-Software auszutesten. Familie – Android – Aliens … War da nicht mal was? Genau: A.I. von Steven Spielberg aus dem Jahr 2001. Die Serie (2014) erzählt imgrunde die Geschichte des Films mit leichten Variationen (und anderem Ausgang) noch einmal: Was ist stärker, Alien- oder Maschinenliebe? Gemeint ist die Liebe zur Mutter, denn das Alien ist ja zur Hälfte von Mollys Fleisch und das Androidenbaby wurde von ihr vollständig an Kindes statt angenommen und großgezogen. Darin besteht dann auch der Showdown: Der Kampf um die Mutter zwischen dem Alienkind – seine Spezies ist den Menschen nicht freundlich gesonnen – und dem Maschinenkind.
Die Serie zieht Einiges unnötig in die Länge. Die Serie nervt sogar, vor allem, wenn gegen Ende die Hauptdarstellerin (Hale Berry) sich das Muttertier einen Tick zu penetrant raushängen lässt. Dennoch musste sich der Alienator nicht allzu sehr überwinden, sich alle 13 Episoden reinzuziehen. Lag vielleicht auch an Spielberg, er produzierte die Serie, der im Allgemeinen Garant ist für ein gewisses (sprich: hohes) ästhetisches Niveau.

 

Pixels (Film, USA 2015)
Rückblende: Im Jahr 1982 startet die NASA im Rahmen ihres SETI-Programms eine Zeitkapsel in den Weltraum. Gegenwart: Die Kapsel wird tatsächlich von Aliens aufgefischt, doch die Folge ist kein gemütlicher Plausch zwischen zwei intelligenten Spezies, sondern … nun ja: das Unvermeidliche: Die Aliens missverstehen den Inhalt der Zeitkapsel (speziell die zeitgenössischen Arcade-Videospiele) und interpretieren sie als Kriegserklärung.
Die Aliens geben der Menschheit drei Runden (quasi Levels), um den Konflikt auszufechten. Jede Runde steht im Zeichen eines Arcade-Spielhelden, der als verpixelte Nachbildung gegen die Menschen antritt. Wepixels posternn die Menschheit drei Kämpfe verliert, heißt das: Game Over.
Der Film ist in den Tricksequenzen durchaus schön anzuschauen und sogar witzig, wenn Alien- oder andere SciFi-Filme zitiert werden. Aber leider kann das ganze Drumherum – Story, Dramaturgie, Dialoge – da überhaupt nicht mithalten. Nie kommt der Film wirklich in Gang, schleppt sich nur müde, zäh und schwerfällig durch den Plot.
Fazit: Nette Idee, in der Umsetzung leider vergeigt.

Ant-Man

Der Eindruck, der sich einem zur Zeit aufdrängt, täuscht nur wenig: Wo man (in TV und Kino) auch hinkommt – MARVEL ist schon da. Waren die 1990er das Jahrzehnt Star Treks, die 2000er das Jahrzehnt Harry Potters und des Herrn der Ringe, gebiert das laufende Jahrzehnt gerade ein neues, quasi alternatives Universum: das der MARVEL-Superhelden, zusammengeführt in einer ganzen Reihe von Kinofilmen und Fernsehserien. Das Ganze läuft unter der Bezeichnung MARVEL Cinematic Universe (MCU) und begann 2008 mit dem Film Iron Man; der Einschub cinematic = filmisch soll wohl darauf hinweisen, dass das MCU von den Comics aus den 1960er Jahren, auf denen es beruht, teilweise deutlich abweicht.

Ant-Man (der 1962 im Comic seinen ersten Auftritt hatte) ist der 12. Film des MCU; zehn weitere sollen bis 2019 folgen. Ant-Man spielt nach der Schlacht von New York (The Avengers, 2012), und der Zerschlagung SHIELDs durch HYDRA (Agents of SHIELD, TV-Serie 2013f.). Die moralische Verortung HYDRAs im Cinematic-Universum ergibt sich durch den unter ihren Agenten üblichen Gruß: „Heil Hydra!“

Doch in Ant-Man tauchen die großen Zusammenhänge des MCU nur in Anspielungen, in ironischen Bemerkungen oder Szenen auf. Erzählt wird eine kleine, in sich abgeschlossene Geschichte: Der Wissenschaftler Hank Pym entwickelte, als er noch in Diensten von SHIELD stand, „eine Formel zur Veränderung atomarer Distanzrelationen“. Als praktische Anwendung daraus konstruierte er einen Anzug, der seinen Träger auf Ameisengröße verkleinert, was natürlich so einige Möglichkeiten (darunter auch militärische) bietet.

Pym hielt aus diesen (sowie anderen) Gründen seinen Anzug für zu gefährlich und stellte die Forschung daran ein. Darren Cross, einst Pyms Protegé, wollte das nie einsehen und stellte auf eigene Faust Forschungen an. Nach zahlreichen Fehlschlägen gelingt ihm schließlich auch der Durchbruch: Der von ihm geschaffene Yellow Jacket ist eine Nachbildung des Pym’schen Anzugs. Und Cross hat auch nichts Eiligeres zu tun, als seine Technik Unterhändlern von HYDRA anzubieten.

Das muss Pym (natürlich) verhindern. Dazu braucht er aber Hilfe, denn sein Anzug „ist kein albernes Spielzeug wie der Iron-Man-Anzug“, womit er 1. meint, dass die Technik so ihre Tücken hat und 2., dass er selbst inzwischen zu alt ist, um diese zu meistern. Da kommt Scott Lang ins Spiel. Der wird gerade – so beginnt der Film – aus dem Knast entlassen, nachdem er seine Zeit für einen ausgefeilten Einbruch in eine Hightech-Firma abgebüßt hat.

Sein Vorsatz, sich künftig von kriminellen Aktivitäten fern zuhalten, wird erschüttert durch die Schwierigkeiten, als Vorbestrafter einen ehrlichen Job zu finden. Also lässt er sich von leicht unterbelichteten, aber sympathischen kleinkriminellen Ganovenfreunden breit schlagen, noch einmal ein Ding zu drehen. Und zwar den Tresor eines „oberreichen Vorstandmackers“ (der sich später als Pym herausstellt) zu knacken, in dem großartige Schätze vermutet werden. Das Öffnen des Tresors wird ausführlich geschildert – wobei dem Zuschauer ein auffälliges Product Placement der Chemie-Firma Loctite ins Auge springt, die 1997 von der deutschen Henkel AG (Persil, Pril, Spee; Schwarzkopf, Schauma, Taft) übernommen wurde -, doch als Lang schließlich in den offenen Tresor blickt, sieht er weder Schmuck noch Geld, sondern nur eine „alte Motorrad-Kombi“.

Nachdem er sie sich aus Neugier angezogen und dabei den Schrumpfungsprozess ausgelöst hat, was ihn – in einer furiosen Action- und Tricksequenz – in einer jetzt überdimensionierten Welt beinahe das Leben kostet. Darüber schockiert, entschließt er sich, im Alleingang noch einmal ins Pym’sche Anwesen einzubrechen und den Anzug zurückzubringen. Dummerweise wird er dabei von den Bullen überrascht.

Wieder im Knast, erhält er Besuch von Hank Pym, der ihm zunächst eröffnet, dass er ihn auf sich selbst angesetzt hat, weil er in ihm den geeigneten Mann für den Ant-Man-Anzug sieht. Dann bietet er ihm die Freiheit an, und als Gegenleistung einen Job – Darren Cross den Yellow Jacket abzujagen. Mangels anderer Optionen lässt sich Scott Lang darauf ein.
Das folgende zweite Drittel des Films besteht darin, wie er von Hope van Dyne, der Tochter Pyms, als Ant-Man trainiert wird. Zu den Tücken des Anzugs kommt nämlich hinzu, dass er – einmal minituarisiert – eine „Beziehung“ zu einer ganzen Armee von Ameisen aufbauen muss, die auf ihn als Oberameise konditioniert sind. Höhepunkt des Films ist dann der Kampf Ant-Man plus Ameisenheer versus Darren Cross im Yellow Jacket.

Fazit: Kurzweilig erzählter, witzig-ironischer (und perfekt synchronisierter) Film, der auch im actionreichen Showdown – was in US-amerikanischen SciFi-Filmen keineswegs immer so ist – den (Erzähl-)Faden nicht verliert.

Edge of Tomorrow

Wann ist er gestorben? Wo?
Am Strand. Morgen.

Wieder einmal muss die Menschheit ran: In der Operation Downfall – Untergang – stemmt sie sich gegen denselben. Bereitet soll er ihr von den Mimics werden, Aliens, die eigens zu diesem Zweck – es ist offenbar ihr einziges Lebensziel, Planeten zu erobern – woher auch immer auf der Erde eingefallen sind. Doch Downfall ist keine Operation, die die Menschheit gestartet hat – das glaubt sie nur: Es ist eine Falle, ein Hinterhalt der Aliens. Allerdings kein gewöhnlicher, sondern einer, der die menschheitlichen Streitkräfte, zusammengefasst in der UDF (United Defense Force), nicht nur an einen Ort führt, an dem sie in ihr Verderben rennen soll, sondern immer wieder dorthin führt, denn die Aliens können die Zeitlinie manipulieren.

Wer jetzt aber glaubt, dass Edge of Tomorrow (USA 2014) ein Film ist, der sich in einer komplizierten Zeitreise-Geschichte verliert (was bei solchen Geschichten ja häufig passiert), der irrt. Doug Liman (Regie) sowie Christopher McQuarrie, Jez und John-Henry Butterworth (Drehbuch, nach einem Kurzroman des japanischen Science-Fiction-Autors Hiroshi Sakurazaka) liefern einen gradlinigen Action-Film ab, der die nötigen Erklärungen wohldosiert und immer an den richtigen Stellen einfügt. Der Handlungsfaden des Films geht dabei nie verloren und läuft strikt auf den (allerdings absehbaren) Showdown zu.

Die Ausgangslage wird in den ersten Minuten anhand von Nachrichtensplittern vermittelt: Die Aliens haben ihren Krieg gegen die Menschheit in Europa angefangen – Deutschland und Frankreich gingen als erstes „verloren“ – und befinden sich auf dem Vormarsch auf London. Unaufhaltsam, denn „ein Feind, der die Zukunft kennt, kann nicht verlieren“. Außer natürlich, der Angegriffene findet einen Weg, ebenfalls Zugriff auf die Zeitlinie zu finden.

Genau das gelingt – zunächst unbeabsichtigt und unwissentlich – William Bill Cage, PR-Mann und seines Zeichens Drückeberger, der sich so gar nicht direkt an der Front sieht, wohin ihn General Brigham aber, wenig einsichtig, abkommandiert. Bei seinem ersten Kampfeinsatz im Rahmen der Operation Downfall – seine Einheit wird, „am Strand“, von den Aliens erwartet und fast vollständig ausgelöscht – tötet er ihm letzten Moment ein Alien, bevor es ihn töten kann. Dabei kommt er in Kontakt mit Alien-Blut. Und das ändert alles – für ihn persönlich ebenso wie für den Ablauf des gesamten Krieges. Aliens agieren nicht als Individuen, sondern als einziger Organismus, und das Alien, das Cage tötet, ist ein Alpha-Exemplar mit Zugriff auf die Zentraleinheit (gleichsam das Gehirn) aller Aliens. Dieses Gehirn – wenig originell als Omega bezeichnet – befindet sich an einem unbekannten Ort und steuert die Zeitlinie. Immer, wenn die Alien-Armeen in Bedrängnis geraten, setzt das Omega die Zeit zurück, lässt den Tag also von vorn beginnen, was es den Aliens ermöglicht, alle Verteidigungsstrategien der Menschheit erfolgreich zu kontern.

Durch das Blut des Alpha-Aliens geht die Fähigkeit, die Zeit immer wieder zurückzusetzen, auf Cage über. Aber nur, wenn er im Einsatz stirbt. Wird er gerettet und erhält dabei beispielsweise eine Bluttransfusion, geht sie verloren. Darauf bezieht sich der martialische Slogan, mit dem der Film beworben wird: „Live. Die. Repeat.“

Bei seinem Kampf gegen Aliens und die Zeit trifft Cage, der für nichts, was mit ihm geschieht, eine Erklärung hat, auf Rita Vrataski, eine Kämpferin und Kriegsheldin – Nickname „Full Metal Bitch“ oder auch, respektvoller, „Der Engel von Verdun“ –, die sofort erkennt, über welche Fähigkeiten er verfügt. Denn sie selbst hatte sie, vor Verdun, ebenfalls. Sie konnte eine Menge Menschen retten – bis sie selbst gerettet wurde. Dann war es damit vorbei und die Schlacht (sowie Frankreich) ging verloren.

Fortan nehmen sie es gemeinsam mit dem Feind auf. Ziel ist es, das Omega zu finden und zu zerstören. Startpunkt ist der Strand. Anfangs kommen sie nicht sehr weit: Immer wieder sterben sie, immer wieder beginnt die Schlacht von Neuem, immer wieder wird sie verloren. Aber bei jedem Durchgang kommen sie, da er ja weiß, was sie quasi an der nächsten Biegung erwartet, ein Stückchen weiter. Nebenher trainiert sie ihn, an Maschinen, die die Kampftechnik der Aliens simulieren. Verletzt er sich dabei, bricht sich etwa ein Bein, springt sie hilfreich ein und tötet ihn. Was ihr nicht sehr schwer fällt, da er für sie stets ein Fremder bleibt. Nur er ist es, der sich an die vergangenen Durchläufe erinnern kann. Woraus der Film auch eine Menge Komik bezieht, da auch alle anderen im Film nicht wissen, dass Cage (und der Zuschauer) weiß, was gleich passieren wird.

Dutzende, Hunderte von Malen durchläuft der Film immer wieder den gleichen Tag, die gleichen Ereignisse, die gleichen Niederlagen und Tode. Viele werden gezeigt, andere nur angedeutet. Der Film arbeitet sich sozusagen durch einen Wust von Wiederholungen und fügt dabei immer ein Stück Neuigkeit hinzu. Gerade so viel, dass man als Zuschauer dabei bleibt. Und auch nicht ermüdet. Bis nach über anderthalb Stunden schließlich das Omega gefunden wird – es befindet sich in der Eingangspyramide des Louvre im entvölkerten Paris – und der Showdown Mensch gegen Alien ins finale Stadium münden kann.

Fazit: Es ist ein (beinahe oscarwürdiges) Kunststück, wie das Drehbuch es fertig bringt, einen fast zweistündigen Action-Film, der zum Großteil aus Wiederholungen besteht, nicht öde oder kopflastig werden zu lassen. Vorzuwerfen ist dem Film allerdings, dass er keinerlei Substanz aufweist. Die einzige Botschaft, die er hat (und die ist öde): Der Feigling, der über sich hinauswächst und zum Helden wird.

Zero Gravity

The Last Push (USA 2013) – der deutsche Titel Zero Gravity ist wohl der Versuch, sich an den Erfolg von Gravity zu hängen –, schickt eine weitere bemannte Mission zum Jupitermond Europa. Diesmal nennt sie sich Life One, ein privat finanziertes Raumschiff mit zwei Mann Besatzung. Losgeschickt wurde es, um das Leben auf Europa, das eine NASA-Sonde auf Fotos festgehalten hat, vor Ort näher zu untersuchen. Auf dem gezeigten Foto sind schemenhaft zwei riesige Wale unter dem dicken Eispanzer Europas zu sehen. Laut Off-Stimme gaben diese „geisterhaften Bilder der Menschheit die Gewissheit, dass die Entstehung von Leben, wie wir es kennen, nicht auf die Erde beschränkt ist“. Life One wird also losgeschickt, um „zum ersten Mal seit den 1970er Jahren“ wieder „eine entfernte Welt zu betreten“.

Um auf diese Welt zu gelangen, muss Life One einen Umweg über die Venus (also in die entgegengesetzte Richtung) in Kauf nehmen: Beim Umfliegen des Planeten holt das Raumschiff Schwung und kann so energiesparend ins äußere Sonnensystem gelangen (was man ein Flyby-Manöver nennt). Doch kurz nach dem Flyby (nach 10 Minuten Filmzeit; Life One befindet sich auf dem Weg Richtung Erde, wo ein neuerliches Flyby durchgeführt werden soll), kommt es zu einer Kollision mit einem Meteoriten, bei dem (natürlich) einer der beiden Astronauten ums Leben kommt und das Schiff manövrierunfähig geschlagen wird. Im Grunde genommen ist das schon die gesamte Handlung des Films; die restlichen 70 Minuten bestehen daraus, wie Mission Control den übrig gebliebenen Astronauten durch emotionale Tiefs und ein paar technische Probleme Richtung Erde lotst.

Das könnte ja durchaus interessant, vielleicht sogar spannend sein. Aber leider würgen die Dialoge jedes Interesse immer wieder ab; sie sind einfach zu schlicht, zu absehbar, zu gewollt pathetisch. Unterboten werden sie allerdings noch von den dazwischen geschnittenen Interviews und Statements von irdischen Beobachtern der Mission (Techniker, Wissenschaftler, Zuschauer): Man hört praktisch nur völlig beliebige Plattheiten, die auch noch ständig wiederholt werden. Drehbuch und Regie (beide Eric Hayden, ein Special-Effects-Mann, der hier seinen ersten Film produzierte) gelingt es zu keinem Zeitpunkt, über ein paar Grundeinfälle hinauszukommen.

Auch die menschliche Neugier wird natürlich, wie schon im Europa Report, gehörig beschworen, vor allem mit nervigen Allerwelts-Phrasen, die jeden Tiefgang konsequent verweigern. Und der Schluss, der die menschliche Suche nach Erkenntnis illustrieren soll – Life One erreicht die Erde, der Astronaut entschließt sich aber eigenmächtig, nicht zu landen, sondern die Reise nach Europa fortzusetzen – verpufft in sülziger Musik und noch mehr Phrasen (da reißt auch T. S. Eliot nichts mehr heraus, der zitiert wird).

Fazit: Optisch macht der Film durchaus Einiges her (mit Ausnahme der Havarieszene, die aussieht, als stamme sie aus den 1970ern), aber dramaturgisch ist er hauptsächlich eine Aneinanderreihung von Durchhängern. Streckenweise ist eine Yoga-Session erheblich stressiger als dieser Film. Und bietet (nicht immer, aber bei regelmäßigem Üben immer öfter) sogar mehr Erkenntnis.

Der Film erschien am 28. März 2014 auf DVD und BD. Auf einen Kinostart wurde verzichtet. Oft wurde der Film nicht rezensiert, aber hier findet sich immerhin eine positive Bewertung (die in fast allem gegenteiliger Ansicht ist als der Alienator und ihn mit 7 von 10 Punkten bewertet).

Pacific Rim

pacific_rim_insert GIF

Nachdem Pacific Rim (USA 2013, Regie: Guillermo del Toro) mit diesem Insert gleich am Anfang die sprachlichen Fronten abgesteckt hat – keine Alltäglichkeit: ein japanisches und ein deutsches Wort, die gleichsam die Hauptrolle in einem US-amerikanischen Actionfilm spielen (bzw. das, was sie benennen) –, geht es noch fulminanter weiter: Es wird der Einsatz eines „Jaegers“ gegen ein Kaiju, ein Monster, gezeigt, der in einer totalen Niederlage, einer bedingungslosen Kapitulation, wenn man so will, endet.

Kaijus sind wolkenkratzergroße Aliens, die allerdings nicht von daher kommen, wo Aliens für gewöhnlich herkommen. Man hat schlicht „in die falsche Richtung“ geschaut, denn die Kaijus kommen nicht aus dem All, sondern „aus den Tiefen des Pazifischen Ozeans, aus einer Spalte zwischen zwei tektonischen Platten: einem Portal zwischen den Dimensionen“. Dieses Portal wird Breach genannt. Das erste Kaiju kam in San Francisco zur Erdoberfläche, und „als Panzer, Kampfjets und Raketen es sechs Tage später und 35 Meilen weiter zur Strecke brachten, lagen drei Städte in Trümmern, zehntausende Leben waren ausgelöscht“. Und dann erfolgte, „nur sechs Monate später“, der Angriff auf Manila; es folgte ein dritter, ein vierter; „und dann wurde uns klar: Es würde nicht aufhören, das war nur der Anfang. Wir brauchten eine neue Waffe …“

Und das sind die Jaeger: Humanoide Roboter, ebenfalls wolkenkratzergroß, die aber über kein eigenes neuronales Zentralorgan (sprich Gehirn) verfügen, sondern von Menschen, die sich in ihrem Brustkorb befinden, gesteuert werden müssen. Ihre schiere Größe und damit verbundene Komplexität erfordert stets zwei Menschen als „Steuerleute“, deren Gehirne zudem zusammengeschaltet werden müssen. Gehirne in diesem Zustand befinden sich im Drift. Zwei Menschen im Drift sind aber wie ein Mensch: Alles, was der eine fühlt und denkt, denkt und fühlt auch der andere.

Genau das wird – beim einleitenden viaskösen Jaeger-Einsatz – Raleigh Becket zum Verhängnis. Mit seinem Zwillingsbruder sitzt er im Jaeger Gypsy Danger, und versucht, einen Kaiju-Angriff zurückzuschlagen. Ohne Erfolg. Sein Bruder wird getötet, ihm mitten im Drift aus dem Gehirn gerissen.

Fünf Jahre später – nachdem auch Lima, Seattle, Wladiwostik verloren gingen – wird das Jaeger-Programm offiziell beerdigt und ersetzt durch den Bau einer gigantischen Mauer (der „Wall of Life“), die den Breach abriegeln soll, damit er nicht mehr als Einbruchstor für die Aliens dienen kann, und Raleigh heuert bei diesem Mauerbau an. Aber das ist natürlich kein Job für Helden (sondern für harte Malocher), weshalb er sich gern von Stacker Pentecost, dem Leiter des einstigen Jaeger-Programms, abwerben lässt. Der reanimiert nämlich die Jaeger, allerdings nicht mehr als militärisch geführte Einheit, weshalb gilt: „Wir sind keine Armee mehr, Mr. Becket. Wir sind der Widerstand.“

Und einen Plan hat er (natürlich) auch: „Wir greifen den Breach an, Mr. Becket. Wir schnallen einen thermonuklearen Sprengkopf von 1200 Kilo auf Strikers Rücken.“ Striker Eureka ist ein Jaeger der 5., der neuesten Generation. Und Becket im alten Gypsy Danger (3. Generation) sowie zwei weitere Jaeger sind quasi als Strikers Schutzwall eingeplant. Alle diese Jaeger sind Restbestände; mehr als vier insgesamt stehen nicht mehr zur Verfügung.

Als Beckets Drift-Partner wird nach langem Gewürge Mako Mori erkoren. Aber stolz darauf, auch wenn das im Film so dargestellt wird, sollte sie – wäre Pacific Rim die wirkliche Welt – nicht sein. Zum einen ist sie (natürlich) das frühkindliche Opfer eines Kaiju-Angriffs und wurde von Stacker Pentecost gerettet, als der noch selbst Jaeger-Pilot war, und später auch adoptiert. Damit wird erklärt – hoch lebe die Film-Psychologie! –, weshalb er sich so lange zierte, ihr einen Jaeger anzuvertrauen. Zum anderen bewährt sie sich in einer (vermeintlich) asiatischen Kampfsportart gegen Raleigh. Vermeintlich, weil die geschilderte Taktik reichlich simpel und die inszenierte Geschwindigkeit (wie bei Hollywood-Filmen leider keine Seltenheit) viel zu langsam ist. Da strickt der Alienator seine Söckchen wesentlich schneller …

Der Plan geht jedoch beim ersten Versuch schief: Zwei Jaeger werden von den Kaijus zerstört; Striker Eureka kann seine Bombe nicht zum Einsatz bringen. In einem völligen Fiasko endet die Mission nur deshalb nicht, weil Becket und Mako Mori im Gypsy Danger, der im Unterschied zu den anderen Jaegern „analog und thermonuklear“ ist, zur rechten Zeit eingreifen können. Schon wieder also das Abfeiern des Analogen. Und Gypsy Danger ist es natürlich auch, der am Schluss den Breach und damit die Aliens endgültig, radikal, ein für allemal plattmacht. Noch ein bisschen Helden-Gefeiere, dann nach über 2 Stunden der Abspann.

Fazit: Es gibt viel zu sehen (Action) und zu hören (ebenfalls Action). An der Ästhetik des Films gibt es nichts zu bekritteln, außer vielleicht, dass er einen Tick zu schrill und laut ist. Für zwei vergnügliche Stunden reicht das – für mehr aber auch nicht. Auf keinen Fall sollte man den Fehler des Alienators wiederholen und zu viel über diesen Film nachdenken …